Der Hamburger Abiturient Sebastian Ritter setzt sich in der Amnesty Int. AG der Sophie-Barat-Schule für Menschenrechte und Flüchtlingsintegration ein, engagiert sich als Jugendbotschafter für den deutsch-britischen Austausch und machte ein Sozialpraktikum an einer Sacrè Coeur Schule in Lima. In einem Gastbeitrag über jugendliches Engagement berichtet er von seinen Erlebnissen auf dem 147. Jugendpressekongress der young leaders GmbH in Rostock.
„Engagierte junge Menschen?! Die sind doch unpolitisch, gleichgültig und ohnehin viel zu verwöhnt und ehrgeizig.“ Ein solches Bild haben viele vor Augen, wenn sie an unsere Generation denken. Doch vor allem die Flüchtlingskrise macht deutlich: Freiwilliges Engagement und Solidarität gibt es in allen Altersstufen. Es kommen viele gerade junge Freiwillige zusammen und sortieren an Sammelstellen Kleider, verteilen Verpflegung an Bahnhöfen oder helfen Flüchtlingskindern mit ihren Schularbeiten und der deutschen Sprache. An meiner Schule sind wir gerade dabei als Amnesty AG eine Nachhilfebörse für Flüchtlinge aufzubauen und es wurden bereits mehrere Sammelaktionen von Schülern für Asylbewerber durchgeführt. Als in den Messehallen Hamburg die größte Sammelstelle für Spenden an Flüchtlinge stattfand, konnten wir unsere Lehrer überreden, 2 Tage lang mitzuhelfen. Wir Jugendlichen haben eigene Ansichten und Anliegen und genau deshalb ist unser Engagement auch so vielseitig und wichtig.
Den Einsatz von Jugendlichen für die Gesellschaft zu fördern ist eines der Ziele der young leaders GmbH, die gemeinsam mit der Luftwaffe den 147. Jugendpressekongress vom 27. bis zum 29. November 2015 in Laage veranstaltete.
140 sozial und politisch engagierte Jugendliche im Alter von 15 bis 20 Jahren kamen aus allen Ecken Deutschlands zusammen um in die Grundlagen des Journalismus eingeführt zu werden, selbst journalistisch aktiv zu werden und sich über ihr Engagement auszutauschen.
In Workshops mit Profijournalisten lernten wir zunächst praktisches journalistisches Handwerk kennen. Also beispielsweise wie man eine Nachricht aufbaut oder ein Interview führt. Das Gelernte konnten wir sogleich in der Praxis ausprobieren. Zu dem Leitthema „Luftwaffe und Technik – Chancen für junge Leute“ sollten wir ein Webmag, eine Zeitung und einen TV-Beitrag erstellen. In der sogenannten Medienbörse standen uns hierfür interessante Interviewpartner der Luftwaffe Rede und Antwort (Foto). Hautnah veranschaulicht wurde uns die Arbeit der Luftwaffe durch eine spektakuläre Flugshow mit Eurofightern. Kontroversen und „Zündstoff“ gab es für unsere Beiträge zu Themen wie den Auslandseinsätzen der Bundeswehr oder der Abschaffung der Wehrpflicht zu genüge. Nach der realitätsnahen stressigen Redaktionsarbeit waren jedenfalls alle stolz, als die Ergebnisse zum Abschluss vorgestellt wurden.
Durch die Workshops und die Medienbörse haben viele ihre Berührungsängste gegenüber dem Journalismus abgelegt. Etwas, was auch mich dazu ermutigt hat, diesen Artikel zu schreiben.
Journalismus und Engagement haben viel miteinander zu tun. Unter den Teilnehmern schreiben viele für Lokalzeitungen oder sind Schülerzeitungsredakteure an ihrer Schule.
Aber was ist jugendliches Engagement überhaupt und warum engagieren sich junge Menschen? Es hilft zu beobachten, auf welche Weise junge Menschen sich für ihr Umfeld einbringen. Junge Menschen können sich im Sportverein oder in der Kirche engagieren. Anderen helfen bei der Freiwilligen Feuerwehr oder als Gruppenleiter bei den Pfadfindern, und, und, und.
Die Motivationen, die zu einem Engagement führen sind ebenso zahlreich und verschieden. Ich selbst engagiere mich in der Schule in der Amnesty AG, weil mich Menschenrechte interessieren und wir als AG die Schüler für dieses Thema sensibilisieren können. Es bringt Spaß gemeinsam im Team etwas „sinnvolles“ zu machen. Christliche Nächstenliebe oder einfach nur Verantwortungsgefühl für andere, alle diese Dinge verleiten uns dazu uns zu engagieren. Meine Tätigkeit als deutsch-britischer Jugendbotschafter, bei der ich unter anderem eine AG leite, ist mir wichtig, weil ich denke, dass der Zusammenhalt auf Jugendebene zentral für einen größeren innereuropäischen Zusammenhalt ist. Dabei lerne ich sehr viel für mich selbst. Als Jugendbotschafter konnte ich meine organisatorischen Fähigkeiten verbessern und trainierte wie man ein Team anleiten und motivieren kann.
Nicht umsonst fand der Jugendpressekongress auf dem Gelände der Bundeswehr statt. Hier werden Menschen mit Führungsqualitäten gesucht. Noch viele andere Dinge, die im späteren Berufsleben wichtig sein werden, kann man durch Engagement lernen. Am wichtigsten ist aber wohl, dass man dabei inspirierende und bereichernde Erfahrungen machen darf.
Mit dieser ganzen Fülle an Möglichkeiten, Motivationen und Vorteilen bleibt aber eines immer gleich: Bei jugendlichem Engagement geht es darum Verantwortung für andere zu übernehmen und seine Fähigkeiten und Talente auf eine sinnvolle, verantwortungsvolle Weise einzubringen. Das Beste am Engagement ist, dass es freiwillig geschieht und deswegen aus deiner eigenen Motivation heraus. Mit diesem Verständnis bedeutet Engagement nicht etwa altruistische Selbstaufopferung sondern bringt Spaß und Erfüllung.
Obwohl sich viele junge Menschen engagieren, zum Beispiel in der aktuellen Flüchtlingskrise, ist die allgemeine Sicht der Bevölkerung in Deutschland auf uns Jugendliche, dass wir unpolitisch seien und uns freiwillig niemals für irgend etwas engagieren würden. Etiketten, wie „Generation Merkel“ oder „Generation Y“ bedienen genau dieses Bild. Wie kann das sein? Ich bezweifle, dass deutsche Jugendliche wirklich so unengagiert sind oder Engagement grundsätzlich ablehnen. Ich glaube auch nicht, dass Engagement weder vom sozialen Stand noch von Bildung abhängig ist. Viel eher hängt es wohl mit der Anerkennung unseres Engagements und der Vernetzung untereinander zusammen.
Ein Blick über den Kanal nach Großbritannien zeigt eine Möglichkeit, wie man soziales Engagement gleichzeitig anerkennen und vernetzen kann. Das sogenannte „Duke of Edinburgh“ Programm ist ein Ansporn für junge Menschen besondere Leistungen zu erzielen und sich zu engagieren. Um beispielsweise einen „silver award“ zu erreichen, ist gesellschaftliches Engagement eine Bedingung. Und wirklich, viele meiner britischen Freunde sind sozial engagiert. So ein Programm ist kein Allheilmittel. Doch es zeigt, dass dort wo Möglichkeiten zum Engagement eröffnet werden und Anerkennung und Ansporn vorhanden sind, unser Einsatz ebenso wächst.
Es gilt also, über sein Engagement zu berichten und sich besser zu vernetzen. Genau diese Möglichkeit hat der Jugendpressekongress in Rostock mir und den anderen Teilnehmern gegeben und deswegen berichte ich darüber in diesem Artikel.
Vor allem die Bekanntschaft und der Austausch über das eigene Engagement mit den anderen Teilnehmern war sehr motivierend. So sagt die Teilnehmerin Antonia aus Landshut (16): „Wenn ich als engagierte Person hier hergekommen bin, dann gehe ich mit mindestens ebenso vielen neuen Ideen für mein Engagement zurück!“ Und es stimmt: Wenn ich persönlich eine Sache vom Jugendpressekongress mitnehme, dann ist es die Erkenntnis, dass jeder sich auf seine Weise mit seinen ganz eigenen Mitteln wirkungsvoll engagieren kann!
Wieder auf dem Rückweg nach Hamburg komme ich am Hautbahnhof Rostock mit einer Helferin an einem Infostand für durchreisende Flüchtlinge ins Gespräch. Es stellt sich heraus, dass sie selbst ein ehemaliger „young leader“ ist. Ein aussagekräftiger Abschluss für ein erlebnisreiches Wochenende in Rostock! Jugendliche Engagierte, die Verantwortung für andere übernehmen – so etwas wird es in Zukunft durch Projekte wie den Jugendpressekongress wohl noch häufiger geben!
Sebastian Ritter (17)
Sebastian Ritter is our youth ambassador from Hamburg. He steps in for human rights as part of the Amnesty Group in his school and translates the mass in his church into English. In the follwoing article, he speaks about „youth commitment“ and accounts his experiences at the „Jugendpressekongress“ (young press congress), an event organised by the „young leaders organization“.
Committed young people? Aren't they apolitical, without any passion, spoiled and ambitious? Such kind of a mental picture many people in Germany have, when they think of my generation. Though, especially the refugee crisis in Europe makes clear: Voluntary commitment exists at all ages. Especially young volunteers come together to sort cloths and other donations, to distribute food at trainstations or by helping with learning the German language. At my school, we are currently working on a homework exchange for refugee children. When the local convention hall organised a huge donation center, we were able to convince our teachers to let us go there instead of lessons for 2 days. We, the young people, have our own views on things and thats why our commitment is so important.
To promote the commitment of young people is also the aim of the so called „young leaders GmbH“, that organised the youth press conference in Rostock. 140 socially and politically commited young people in the age from 15 to 20 came together, to be introduced to journalism and to network and exchange about their different commitments.
In workshops with professional journalists, we first learned about the practical journalistic „handcraft“. Meaning, how to structure a news message and how to lead an interview. The things we learned, we could then put into practice. To the overall topic: „Airforce and Technic – Career Chances for young people, we were to create a webmag, a newspaper and a tv magazine. In the so called „media exchange“ interesting employees of the German air force answered our questions. The daily work of the air force pilots was shown to us in a spectacular flight show with eurofighters. Controversy was preplanned when it comes to topics like foreign security missions or the abolishment of the army service in Germany. After the laborous writing work, we were all proud, when the results were presented at the end.
Through the seminars and the media stock exchange we came out of our comfort zone and lost our anxiety concering of journalism. The congress also moved me to write this article.
Journalism and Commitment have a lot in common. Among the participants, many are writing for local newspapers or their school journals.
But let's get something clear. What even is „youth commitment“ exactly and why would people commit themselves? It helps to observe, how young people commit themselves for society: Young people can volunteer in a sport club, in church, as a volunteer fire brigade, as schooljournals or headstudents, to only name a few examples.
Also, the motivations that lead to a commitment are very diverse. I myself am commited in the „Amnesty Int.“ School club, because „human rights“ interest me and we as a club can promote this cause amongst the other students. It is very enjoyable to do something „senseful“ together as a group. The youth work as a „youth ambassador is important to me, because I think the the cultural exchange on a youth level is key to a tighter european unity. Moreover, I can learn a lot from this commitment. As a youth ambassador I was able to improve my organisational skills and trained how to lead a team. It was no coincidence that the conference took place on an air force base. Responsible leaders are needed everwhere and you can learn a lot for your career.
Most importantly though, you can make life-changing expereinces through your commitment.
With all the variety and the diverse motivation, one thing remains: When it comes to youth commitment, it is about taking responsibility for others, bringing in your skills in a senseful way and being a rolemodels for others. The greates thing about commitment is, that it is voluntary and because of your own motivation. Commitment, with this understanding is not a sacrifice, but is fun and gives you fulfillment.
Although actually a lot of people commit themselves, for example with all the refugees coming to Germany, the wider view of German public on the younger generation is, that is is apolitical and generally doesn't commit to voluntary work. Labels, such as „Generation Merkel“ or „Generation Y“ have long since created the perception of our generation to be exactly that way. How ist this possible? Are German young people actually less „social“ than others? Or is it perhaps the societal recognition and the networking of commited young people that is lacking in Germany.
Looking to Britain, we can see a possibility on how you can increase the appreciation and organisation of youth commitment. The duke of Edinburgh programme has surely increased the number of young people that are comitted in some way or the orther, and it is a spur for young people to take their commitment further!
What needs to be done, is to tell others more about our commitment and to network even better. This is, what the youth press conference was able to do for me and the other participants and is the reason, why I am writing this article.
Overall, the meeting and exchange with the other participants of the youth press conference was extremely motivating. The participant Antonia from the southern town of Landshut says: If I have come to Rostock as a committed person, then I go back with just as many ideas for commitment. And it is true, if I have realised just one thing at the youth press conference, it would be, that everyone can, with his very own and individual means, commit himself!
On the way back to Hamburg I start a conversation with a volunteer at an information desk for travelling refugees. It shows, that she herself is a former „young leader“ herself. For me, this was a significant last note for an exciting weekend in Rostock. Young volunteers, that take responsibility for others. This will in future, through initiatives like the „youth press conference“, be even more common!
Sebastian Ritter (17)